Kreistagssitzung am
14. März 2011
Haushaltsverabschiedung Kreishaushalt 2011
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Abteilungsleitungen und Mitglieder der Verwaltung,
Gäste und Vertreter der Presse,
die CSU – Kreistagsfraktion geht mit einem guten
Gefühl in die heutige Haushaltssitzung, weil das
Zahlenwerk der Verwaltung trotz schwieriger finanzieller
Rahmenbedingungen heuer drei wesentliche und für
die CSU sehr wichtige Grundsätze berücksichtigt:
- es können notwendige neue Investitionen getätigt
werden.
- Die Verschuldung hält sich zumindest 2011 im
Rahmen.
- Die Städte und Gemeinden erhalten ein solidarisches
und partnerschaftliches Angebot zur Anpassung der Kreisumlage.
Wenn wir heute die Rücklagen bis zu einer Höhe
von 5 Mio Euro auflösen, tun wir dies in Verantwortung
für den Bildungsauftrag des Landkreises, weil wesentliche
Investitionen in die Sanierung der kreiseigenen Schulen
und insbesondere der Realschulen fließen, in den
Bau von Sportstätten oder in die Sicherung des
Landkreisstandortes für eine Fachakademie für
Sozialpädagogik.
Die gestiegene Umlage des Bezirk Mittelfranken um 2,34
Millionen Euro wird durch mehr Geld des Freistaats Bayern
von 2,4 Euro aus dem bayerischen Finanzausgleich nahezu
neutralisiert, es bleiben für den Landkreis sogar
noch 600.000 T € aus der Staatszuweisung übrig.
Zusammen mit der Bereitschaft des Freistaats die Krankenhausaumlage
um 300.000 Euro zu senken saldiert sich das Ergebnis
auf 900 T E mehr Geld in der Haushaltskasse 2011 trotz
höherer Bezirksumlage.
Hinzu kommt die Tatsache, dass der Landkreis Nürnberger
Land über 1,5 Millionen Euro weniger als früher
an den Bezirk Mittelfranken für die so genannte
ambulante Eingliederungshilfe für Menschen mit
Behinderung abführen muss, weil diese seit 2009
alleine in der Zuständigkeit der Bezirke liegt.
Sicherlich muss dem entgegengehalten werden, dass im
Jahre 2011 die Steuerkraft des Landkreises um 7 Millionen
Euro gesunken ist. Die Erfahrungen der letzten Jahre
und Jahrzehnte machen jedoch Hoffnung, dass dies keine
konstante Entwicklung ist und voraussichtlich in den
kommenden Haushaltsjahren wieder mit besseren Einkommensgrundlagen
gerechnet werden kann.
Eindrucksvoll hat uns die Verwaltung bei der Vorstellung
des Haushalts aufgezeigt, welchen Anteil der Bereich
Soziales und Jugendhilfe an den Gesamtausgaben einnimmt.
Ich bin jedoch nicht bereit daran etwas Negatives zu
interpretieren, sondern sehe es als originäre und
wichtigste Aufgabe einer sozialen Marktwirtschaft und
eines sozialen Landkreises an, die Steuergelder der
Bevölkerung zu allererst den Ausgaben der Grundversorgung
der Bevölkerung zukommen zu lassen. Hierzu gehört
unstrittig die soziale Sicherung von Menschen die unverschuldet
in Not gekommen sind oder unsere Hilfe benötigen,
sei es durch Arbeitslosigkeit, durch ihr Alter, durch
eine Behinderung, oder auch durch sozial problematische
Rahmenbedingungen für Jugendliche, denen es entgegenzusteuern
gilt.
Zum Thema Investitionen:
Mit Sorge begleitet die CSU – Kreistagsfraktion
weiterhin die politische Mehrheitsentscheidung des Investitionspaketes
2009 mit Beschluss zur Generalsanierung des Ämtergebäudes
in Lauf. Hat uns die Bauverwaltung seinerzeit einen
Gesamt-Investitionsbedarf von 35 Millionen Euro vorgerechnet,
ist dieser nach heutigen Kostenberechnungen mit 41 Millionen
Euro für die Schulstandorte und 23,4 Millionen
Euro für die Landratsamtssanierung auf gesamt 64,5
Millionen Euro angestiegen.
Wie gewaltig dieser Betrag ist lässt sich ermessen,
wenn man ihn in einen Vergleich zum heutigen Schuldenstand
von 28 Millionen Euro setzt:
28 Millionen zu 65 Millionen, eine unglaubliche finanzielle
Herausforderung für den Landkreis!
Aus Sicht der CSU muss daher die Beauftragung weiterer
Sanierungsabschnitte kritisch und haushaltsverantwortbar
im Auge behalten werden und ggfs. auch bereits gefasste
Beschlüsse zeitlich revidiert werden.
Persönlich schwer fällt mir nach wie vor
mit vielen Kolleginnen und Kollegen der CSU –
Kreistagsfraktion der Umgang mit dem Thema Landratsamts-
Außenstellen in Hersbruck und Altdorf, besonders
in finanziell problematischer Zeit. Wäre es gelungen
in den vergangenen 3 Jahren dem Kreistag ein schlüssiges
Konzept vorzulegen, das solche Außenstellen rechtfertigt
und der Bevölkerung einen echten Service vor Ort
anbietet, wären unsere Zweifel sicherlich geringer.
Die Möglichkeit einer Kfz – Zulassung vor
Ort wäre sicherlich auch ohne Aussenstelle in Kooperation
mit dem TÜV, einer Dekra-Werkstatt oder dem örtlichen
Bauhof in Hersbruck und Altdorf kostengünstig umsetzbar.
Die Notwendigkeit einer Landratsamtsaußenstelle
mit Kosten von über 250.000 Euro jährlich
im alten Rathaus Altdorf und Hersbruck mit dem bis dto
mageren Dienstleistungsangebot stundenweiser allgemeiner
Bauberatung, Schuldnerberatung, Ernährungsberatung
oder sonstiger Sprechstunden des Gesundheitsamtes erscheint
einem Großteil der CSU-Fraktion nicht als der
große Coup, der uns von der Verwaltung hoffnungsvoll
in Aussicht gestellt wurde.
Erfreulich ist aus unserer Sicht, dass der Runde Tisch
der Fraktionsvorsitzenden von Kreistag und Stadtrat
Altdorf inklusive Landrat und Bürgermeister den
erfolgreichen Abschluss jahrzehntelanger Debatten um
ein Schulschwimmbecken in Altdorf in Aussicht stellt:
für Planungsleistungen sind 600 T € im Haushalt
eingestellt. Wir gehen davon aus, dass 2011 nach Klärung
der weiteren Vorgehensweise endgültig über
die Umsetzung der Baumaßnahme verhandelt werden
kann.
Konzeptuell unausgereift ist aus Sicht der CSU leider
weiterhin das Thema Hackschnitzel-Heizanlage in Lauf.
Wir haben in dieser Sache im Vorjahr dringend ergebnisorientierte
Gespräche und Umsetzungsschritte mit allen Beteiligten
gefordert. Schließlich reichen die ersten Initiativen
noch bis in die Amtsperiode Reich / Pompl zurück.
Leider ist bisher immer noch kein schlüssiges Konzept
vorgelegt, geschweige denn verabschiedet. Selbst die
Forstbetriebsgemeinschaft mahnt zwischenzeitlich Entscheidungen
an, weil sich der Holzmarkt energiebedingt drastisch
verändert.
Dabei sieht die CSU-Kreistagsfraktion einen privaten
Investor als Präferenz und nicht die Umsetzung
der Maßnahme durch den Landkreis in eigener Zuständigkeit.
Zurück zur Gesamtbewertung des Kreishaushalts:
Dreh- und Angelpunkt muss es aus Sicht der CSU sein,
dass der Landkreis auch in den kommenden Haushaltsjahren
finanziell handlungsfähig bleibt und ein Gestaltungsrahmen
für Weichenstellungen der Zukunft verbleibt.
Hierzu gehören unseres Erachtens Konzepte und
Einrichtungen für eine älter werdende Bevölkerung,
die Herausforderungen der Demographie, Rahmenbedingungen
für junge Familien, die Entwicklung des Regionalmanagementkonzeptes
mit den Schwerpunkten Regionalvermarktung und regionale
Vernetzung, die Sanierung der Landkreisstrassen, die
Sicherung der sozialen Standards und eine weiterhin
finanziell partnerschaftliche Kooperation mit den Gemeinden
im Kreis.
Dringenden Handlungsbedarf sehen wir im professionellen
Ausbau des Tourismuskonzeptes. Mit einem modernen Konzept,
einer neuen Werbelinie, einer verbesserten Darstellung
auf Messen und einer kritischen Reflektion der Übernachtungszahlen
im Vergleich zu anderen Tourismusregionen in Franken
muss der Tourismus nach Meinung der CSU zu einem neuen,
starken Standbein im Nürnberger Land entwickelt
und ausgebaut werden. Gerade in den strukturschwachen
Gebieten und Gemeinden stellt der Tourismus eine Zukunftschance
von erheblicher Bedeutung dar.
Auch der von der CSU-Fraktion im Jahr 2010 beantragte
Tourismustag soll Anbietern und Tourismusdienstleistern
neue Aktions- und Präsentationsmöglichkeiten
eröffnen und den Focus verstärkt auf unseren
Landkreis lenken.
Positiv ist zu bewerten, dass auch der neue Kreistag
zur Verantwortung des Landkreises für eine gesicherte
Versorgung älterer und alter Menschen steht.
Mit dem CSU-Antrag zur Förderung der Generalsanierung
im Altenheim Röthenbach und für neue Plätze
der Glockengießer Spital Stiftung Lauf reagieren
wir verlässlich auf das Modus-Gutachten zur Versorgung
alter Menschen. Die erste Finanzierungsdranche über
250.000 ist jetzt nach Röthenbach geflossen.
Ebenfalls positiv in finanziell schwerer Zeit sehen
wir die Bereitschaft des Kreistags, weiterhin freiwillige
Zuschüsse an die sozialen Wohlfahrtsverbände
und die ambulanten Pflegeeinrichtungen Caritas und Diakonie
mit nahezu 250.000 Euro zu leisten.
Zur Stabilisierung unserer finanziellen Handlungsfähigkeit
gehört auch der Umstand, dass der Kreishaushalt
ab dem Jahr 2011 eine ganz entscheidende finanzielle
Wende nach 20 Jahren krankenhausbelasteter Finanzentwicklung
verbuchen kann: noch vor 7 Jahren hatten wir ein Krankenhausdefizit
von über 3 Millionen Euro pro Jahr zu zahlen und
neben den Schulden des Kreishaushalts einen weiteren
Schuldenberg von über 20 Millionen Euro innerhalb
der Kreiskrankenhaus GmbH aufgetürmt.
Durch die wie ich meine sehr mutige Entscheidung, die
Kreiskrankenhäuser einer neuen Gesellschaft zu
übertragen und gleichzeitig pro Haushaltsjahr 3
Millionen Euro Schulden zu tilgen, haben wir unsere
Krankenhausschulden im Jahr 2010 nun endgültig
zurückbezahlt.
Wir hatten 2010 erstmals eine Million Euro mehr Spielraum,
Geld das sich beim Finanzabschluss 2010 bemerkbar machen
wird!
Aufgrund dieser Grundlage können wir ab dem Haushalt
2011 volle 3 Millionen Euro aus bisheriger Schuldentilgung
für Krankenhäuser dem regulären Kreishaushalt
zuführen.
Schließlich freuen wir uns, dass der Kreistag
beschließen wird, die Kreisumlage gegenüber
dem Vorjahr um lediglich 2 Punkte zu erhöhen. Viele
andere Landkreise haben dieser Tage einen höheren
Anteil der Bezirksumlage an die Städte und Gemeinden
weitergeleitet.
Überlegungen vom November, die Kreisumlage auch
im Nürnberger Land stärker anzuheben, ist
meine Fraktion bereits bei der Haushaltsklausur im Dezember
entgegengetreten, weil wir im Gegensatz zu anderen Landkreisen
in den vergangenen Jahren ordentliche Rücklagen
erwirtschaftet haben, welche nach unserer Auffassung
dann einzusetzen sind wenn es Haushalt und Investitionen
erfordern, also 2011. Auch die niedrige Pro-Kopf-Verschuldung
und das Investieren in Gebäudewerte rechtfertigen
aus Sicht der CSU eine Kreisumlagenentwicklung, die
sich an der jetzigen Grenze orientiert.
Am Ende dieser Haushaltsbeurteilung gilt der Dank der
CSU - Fraktion allen Ämtern und Abteilungen des
Landkreises, die in den vergangenen Monaten intensiv
nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht und gerungen
haben.
Unser Dank gilt dem neuen Kreiskämmerer Werner
Rapp, der sein Debüt-Jahr mit Bravour bestanden
hat, sowie den Abteilungsleitungen und Beschäftigten
des Landratsamtes für ihre stets engagierte Arbeit.
Dank an dieser Stelle auch an die drei Heimatzeitungen
für die öffentliche Begleitung der Arbeit
des Kreistages, die Darstellung der Position der unterschiedlichen
Fraktionen und für die aufgeweckte Berichterstattung.
Der Kreishaushalt 2011 trägt dazu bei, den Landkreis
weiter zusammenwachsen zu lassen und keine Standortnachteile,
ob Nord- oder Südlandkreis, entstehen zu lassen.
Das ist uns besonders wichtig.
Die CSU-Fraktion stimmt dem Haushalt in der vorliegenden
Fassung daher zu.
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