Nicht über Köpfe
der Bürger und Kommunen
Von: Lorenz Märtl aus "Der Bote" vom
28.7.2010
NÜRNBERGER LAND – Unabhängig vom Beschluss
des Kreistages zum Thema Windkraftanlagen hält
die CSU-Fraktion an einer weitergehenden Resolution,
der sich der Rest des Kreistages (noch) nicht anschließen
wollte, fest und wird diese an den Regionalen Planungsverband
weiterleiten. Fraktionsvorsitzender Norbert Dünkel
gab bekannt, dass er mit der Abgabe bis Freitag warten
werde, um so Kreisräten, die sich damit anfreunden
können, die Möglichkeit der Unterstützung
zu geben.
Die Resolution hat folgenden Wortlaut: „Die CSU
– Kreistagsfraktion unterstützt die Anliegen
und Initiativen der Bevölkerung gegen Windparkanlagen
in Wohnortnähe, bspw. der Ortsteile Bullach, Neunhof,
Simonshofen, Günthersbühl, Weigenhofen, Ottensoos,
Schönberg, Weißenbrunn, Eismannsberg, Osternohe,
Diepoltsdorf, weil die geplanten Standortnahmen gegen
die Interessen des Landkreises, sowie der betroffenen
Bevölkerung verstoßen. Windräder mit
einer Höhe von bis zu 180 oder über 200 Meter
Höhe verstoßen gegen die beabsichtigte Entwicklung
des Landkreises Nürnberger Land beim Ausbau des
sanften Tourismus, des Landschaftsbildes, sowie des
künftigen Regionalmanagementkonzeptes. Der Landschaftsschutz
und unser landschaftliches Gesamtbild würden eine
deutliche Herabstufung erfahren.
Die Auswirkungen der Geräuschbelastung und des
Schattenschlags von Windenergieanlagen auf Kinder, Senioren,
Bevölkerung und Tierwelt sind offenkundig und deshalb
ebenso zu berücksichtigen. Die geplante Errichtung
von Windkraftanlagen in den Regionen Eismannsberg, Bullach,
Neunhof, Simonshofen, Weißenbrunn und Diepoltsdorf
soll in einer Entfernung von weit unter einem Kilometer
von der Orts- und Wohnbebauung erfolgen.
Aus Sicht der CSU – Kreistagsfraktion muss deshalb
eine Mindestentfernung des zehnfachen Abstands der Windenergieanlage
im Vergleich zu ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung
erfolgen ( heißt: eine Windenergieanlage mit 180
Metern Höhe führt zu einem Abstand von 1800
Metern zur Bebauung).
Grüne gespalten
Bei der Beschlussfassung zeigte sich die Fraktion der
Grünen gespalten. Der Laufer Bürgermeister
Benedikt Bisping und Hans Kern (er ist auch Laufer Stadtrat)
waren mit dem Rest des Kreistages (mit den Grünen
stimmte FW-Kreisrat Dr. Lauterbach) folgender Meinung:
„Der Landkreis Nürnberger Land begrüßt
die Erhöhung des Anteils regenerativer Energien
an der Stromerzeugung. Windräder können ein
wichtiger Beitrag zur umweltfreundlichen Stromerzeugung
sein. Jedoch erachtet der Landkreis Nürnberger
Land im Rahmen der Regionalplanung eine Ausweisung von
Vorrangflächen für Windkraftanlagen, die nicht
im Einvernehmen mit den Landkreisgemeinden erfolgt,
nicht für sinnvoll und im Interesse weiter Teile
der Landkreisbevölkerung liegend. Eine Umsetzung
des Regionalplanes ohne breite Zustimmung der Bevölkerung
entspricht nicht der Vorstellung des Landkreises Nürnberger
Land von guter, weil gemeinsamer Politik. Es soll ein
möglichst breiter Konsens mit den Gemeinden und
der Bevölkerung angestrebt werden. Der Landkreis
Nürnberger Land folgt daher hinsichtlich der Erfordernisse
der Ausweisung von Vorrangflächen für Windkraftanlagen
den politischen Willensbildungen der betroffenen Gemeinden.“
Die Kreisräte der Grünen (außer Bisping
und Kern) und Dr. Lauterbach hätten lieber Beschlussvorschlag
zwei verwirklicht gesehen. Da hieß es, dass die
im Rahmen des Regionalplanes vorgesehene Ausweisung
von Gebieten, in denen Windkraftanlagen errichtet werden
dürfen, grundsätzlich sinnvoll ist.
„Aufgrund der bundesrechtlichen Lage (die eine
Betonung der Windkraft ausdrücklich vorsieht) könnten
andernfalls die Gemeinden in unter Umständen unerwünschte
Zwänge gebracht werden. Daher erscheint es sinnvoll
und notwendig, auf der Ebene der Regionalplanung zu
versuchen, die Standorte für die Errichtung von
Windkraftanlagen planerisch steuern zu können.
Der Landkreis Nürnberger Land folgt daher der Einschätzung
der Verwaltung des Planungsverbandes der Industrieregion
Mittelfranken.“
Da das Thema seit Wochen im Landkreis Nürnberger
Land sehr kontrovers diskutiert wird (wir berichteten
wiederholt) war das Interesse der Landkreisbürger
an dieser Sitzung, die in Schnaittach stattfand, sehr
groß. Beifall erhielt Landrat Kroder für
seine einleitenden Worte, dass er bestrebt sei, Lösungen
zu finden, die möglichst viele Menschen als gelungen
unterschreiben können.
Grund der derzeitigen Diskussionen ist die Tatsache,
dass im Rahmen der 15. Änderung des Regionalplanes
„weitere Gebiete neu bzw. erneut hinsichtlich
der Möglichkeit zur Aufnahme als Vorranggebiet
Windkraft überprüft werden sollen.
Sind solche Vorranggebiete nicht im Rahmen des Regionalplanes
geregelt, sind Windkraftanlagen als privilegierte Vorhaben
überall dort im Außenbereich möglich,
wo öffentliche Belange nicht entgegenstehen.
Regionsbeauftragter Thomas Müller zeigte auf,
dass im Nürnberger Land derzeit Vorranggebiete
bei Bullach, Ottensoos/Weigenhofen und Offenhausen/Eismannsberg
bestehen. In der Fortschreibung sollen diese Bereiche
ausgeweitet werden.
Müller machte aber auch deutlich, dass man eine
Planung für die Region und nicht dagegen anstrebe.
Niemand wolle eine „Zwangsbeglückung des
Landkreises“. Mit seinem Kollegen gleichen Namens
verwies er darauf, dass man durch das angestrebte Konzept
eine Steuerung erreichen wolle. „Wir müssen
Standorte in einem engen rechtlichen Rahmen anbieten“,
war das Resümee.
Norbert Dünkel bekräftigte die Meinung der
CSU, die sich in der Resolution manifestiert und die
man auf jeden Fall weitergeben werde, egal ob sich der
Rest des Kreistages anschließe oder nicht. Für
Windkraftanlagen gebe es in der Region geeignetere Gebiete
als das Nürnberger Land.
Hinsichtlich der Resolution bestehe in der FWG noch
Beratungsbedarf, meinte Klaus Hähnlein und nannte
die Abstandsflächen, die in anderen Bundesländern
im Gegensatz zu Bayern festgelegt sind, als Beispiel.
Aber auch für seine Fraktion gelte die Devise:
keine Windkraftanlage gegen den Willen der Bürger
oder Kommunen.
Günther Steinbauer betonte, dass die SPD den Beschlussvorschlag
1 favorisiere.
Die Resolution der CSU sei zu kurzfristig auf den Tisch
gekommen. Dr. Ulrike Eyrich bekräftigte die Forderung
der Grünen nach einem Energiekonzept für den
Landkreis, denn erneuerbare Energie bestehe nicht nur
aus Windkraft. Dass solche Anlagen privilegiert sind,
sei ein Fakt und das müsse man den Bürgern
auch sagen. Was habe man davon, wenn man jetzt nein
zu Gebieten sage und dann auf dem Gerichtsweg doch dazu
gezwungen werde. Deshalb sei die Mehrheit der Grünen
für Beschlussvorschlag 2.
MdL Kurt Eckstein machte keinen Hehl aus seiner ablehnenden
Haltung gegen Windräder in unseren Breiten. Dass
in anderen Bundesländern größere Mindestabstände
festgeschrieben sind, sei nicht richtig.
Kreisrat und Bürgermeister Konrad Rupprecht machte
auch in seiner Eigenschaft als Kreisvorsitzender des
Bayerischen Gemeindetages deutlich, dass der Knackpunkt
die Entfernung sei. Könne man die nicht festschreiben?
war seine Frage. Weiter regte er an, Flächen nur
dort auszuweisen, wo es keinen Widerstand gebe. Regionalbeauftragter
Thomas Müller antwortete dahingehend, dass die
Abstandsfestlegung kein Tabuthema sei, man aber die
rechtlichen Gegebenheiten nicht unberücksichtigt
lassen könne.
Achim Dobbert gab zu bedenken, dass man mit der Ablehnung
der Flächen im Regionalplan der Bevölkerung
keinen Gefallen tue. Helga Schiel verdeutlichte, dass
der Regionalplan ein Steuerungselement sei, das man
nützen sollte.
Die Beratung zeige, so merkte Marlene Mortler an, dass
man die Bedenken sehr ernst nehme. Hätte man das
nicht getan, wäre der Regionalplan längst
durch.
Die Entscheidung soll in der Sitzung des Planungsausschusses
im September fallen.
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